Stammzelltherapien bei Augenkrankheiten

Die Stammzellenbehandlung ist eine zukunftsträchtige Therapie, die bereits bei vielen Krankheiten erfolgreich eingesetzt wird. Nun findet diese Methode auch in der Behandlung von besonderen Formen der Erblindung sowie von altersbedingten Sehstörungen Anwendung. Mit großen Chancen auf eine Heilung, wie erste Ergebnisse erhoffen lassen.


Das erste Stammzellenpräparat fürs Auge

Entwickelt wurde diese Therapie von italienischen Forschern, die bereits 1990 damit begonnen haben, Augenkrankheiten mithilfe von Stammzellen zu behandeln. Bei dem Verfahren werden Stammzellen aus dem Auge gewinnen, die sich im Limbus - zwischen der Iris und dem benachbarten Bindegewebe befinden. Die Forscher vermehren die Zellen im Labor und züchten daraus als Ersatz für zerstörtes Gewebe eine neue Hornhaut, die dann in das Auge des Patienten verpflanzt wird.

Mit dieser Form Stammzellentherapie sollen Eintrübungen der Hornhaut entfernt und so den Patienten ihre Sehkraft zurückgegeben worden. Die Zielgruppe sind in erster Linie Patienten, die infolge von Verbrennungen oder Verätzungen ihre Sehkraft verloren haben. 

Bei Verbrennungen muss man mit der Behandlung dringend beginnen, sonst kann die Sehekraft des Patienten vollständig verloren gehen. Im Rahmen einer Studie geling es den italienischen Forschern bei 81 von 106 bheandelten Patienten die volle Sehkraft wiederherzustellen. Die Ergebnisse blieben über Jahre stabil.

Obwohl die medizinische Tragweite dieser neuen Therapie von der Gesundheitsbehörde erkannt wurde, war die Markteinführung für eine kleine Firma Holostem, die bereits 2008 registriert wurde, nicht leicht. Erst im Februar 2015 wurde die erste in Europa kommerzielle Stammzelltherapie Holoclar® von der Gesundheitsbehörde zugelassen.

Einschränkungen

  • Die Therapie ist nur zur Behandlung von Erblindungen geeignet, die infolge von Verbrennungen oder Verätzungen entstanden sind;
  • Ein Auge muss gesund sein;
  • Es muss mindestens einen intakten Limbus (Übergangszone zwischen Horn- und Lederhaut des Augapfels) für die Gewinnung der Stammzellen geben.

Makuladegeneration

Was ist Makuladegeneration?

Die Hälfte aller Sehbehinderungen in Industrieländern sind von Makuladegeneration verursachte Erkrankungen. Am häufigsten sind hier Menschen über 50 Jahren betroffen, weshalb die Krankheit auch häufig alterbedingte Makuladegeneration (AMD) genannt wird. Es verschlechtert sich das zentrale Sichtfeld, während das peripherische unbeschädigt bleibt.

Grundsätzlich werden zwei Arten der Krankheit unterschieden — die feuchte und die trockene Makuladegenration. Bei der feuchten Makuladegeneration lassen die Wände der Gefäße Flüssigkeit und Blut durch, was zu einer Anschwellung der Netzhautmitte führt. So werden die empfindlichen Sinneszellen der Makula zerstört. Bei der häufiger auftrenden trockenen Form kommt es zu einem Defekt oder der Ausdünnung einer Netzhautschicht, der retinalen Pigmentepithel. Für die trockene Form gibt es derzeit keine wirksamen Therapiemethoden.

Wenn überflüssige Produkte des Stoffwechsels in der Netzhaut nicht mehr vollständig abgebaut werden können, wird die Versorgung der Makula-Zellen mit neuen Nährstoffen gestört. In der Folge sterben die gesunden Sehzellen allmählich ab, was zur Bildung von Ablagerungen unter der Netzhaut führt.

Stammzelltherapie

Vor zehn Jahren haben das Londoner UCL Institut of Ophthalmology und das National Institut for Health Research (NIHR) begonnen, eine Methode der Stammzellenbehandlung von feuchter AMD zu entwickeln.

Das Verfahren besteht darin, aus embryonalen Stammzellen Augenzellen (retinale Pigmentepithel) zu gewinnen, die dann an die Stelle der betroffenen Zellen im Auge eingesetzt werden und das Absterben von lichtempfindlichen Sinneszellen verhindern. Im August 2015 wurde die erste Operation dieser Art, die rund zwei Stunden dauerte, erfolgreich durchgeführt. Bisher konnten noch keine Komplikationen bei den Patienten festgestellt werden.

Die Forscher sehen in der Zelltransplantation eine gute Chance für an feuchter Makuladegeneration erkrankter Menschen. An einer für dieses Jahr geplanten Studie der Forscher in Zusammenarbeit mit dem Pharmakonzern Pfizer werden zehn Personen teilnehmen, die nach der Operation noch ein Jahr lang beobachtet werden, um die Sicherheit und Wirksamkeit dieser neu entwickelten Behandlungsmethode genauer zu erforschen.