Stammzelltherapie am Herzen
Heute ist die Stammzelltherapie eine der sich am schnellsten entwickelnden Branchen der Medizinforschung. Die Stammzellen kommen bei der Behandlung von verschiedenen Krankheiten zum Einsatz. Die Herzkrankheiten sind keine Ausnahme: die Stammzellen helfen, die Funktion des beschädigten Herzens zu verbessern.
Die häufigste Todesursache ist in den Industrieländern die Herzinsuffizienz mit ihren Komplikationen, die auf den akuten Myokardinfarkt mit irreversiblem Verlust von kontraktilem Myokardgewebe zurückzuführen ist. Obwohl jetzt ein großer Fortschritt in der Therapie des verschlossenen Herzkranzgefäßes zu verzeichnen ist, gelingt es bisher noch nicht, die Herzinsuffizienz zu verhindern. Hier kann die Stammzellenbehandlung von großem Nutzen sein.
Unter den Stammzellen versteht man Zellen, die eine Vorstufe der noch nicht hoch differenzierten Zellen darstellen. Die Stammzellen können sich erneuern und in andere Zellen differenzieren. Sie erscheinen zuerst beim Embryo auf, sind aber auch beim erwachsenen Menschen in vielen Geweben zu finden, wo sie der Geweberegeneration dienen. Eine wichtige Aufgabe der Stammzellen ist die Aufrechterhaltung von Geweben und Organen: sie produzieren differenzierte Zellen und ersetzen beschädigte oder abgestorbene Zellen.
Bei der Stammzelltherapie werden die Zellen verwendet, die aus dem patienteneigenen Knochenmark gewonnen und entsprechend aufbereitet werden. Danach werden die Zellen durch einen Katheter in das Herzkranzgefäß injiziert. Bei der Einpflanzung der körpereigenen Zellen benötigt man keine immunsuppressive Therapie, weil diese Zellen vom Herzmuskel gut angenommen werden.
Trotz der bis vor kurzem weit verbreiteten Meinung zeichnen sich die Stammzellen aus dem Knochenmark durch hohe Plastizität aus und können sich weiter differenzieren.
Darüber hinaus wurden embryonale Stammzellen auf die Möglichkeit deren Verwendung bei der kardiologischen regenerativen Therapie untersucht: diese Zellen verfügen über das größte Regenerationspotential, deren Verwendung ist aber wegen ethischer und technischer Probleme auch in der klinischen Forschung nur im begrenzten Umfang erlaubt. Eine gute Alternative stellen die so genannten adulten Stammzellen dar, weil sie genauso wie embryonale Zellen ein großes Differenzierungspotential haben.
Man unterscheidet folgende Verabreichungswege:
- Intravenöse Injektion: Ein Nachteil der intravenösen Injektion besteht darin, dass nur ein kleiner Teil der injizierten Stammzellen beim beschädigten Bereich ankommt.
- Intrakoronare Injektion: Bei diesem Applikationsweg können die Zellen zwar den Zielbereich erreichen, es besteht aber das Risiko einer Obstruktion der koronaren Mikrozirkulation durch die Migration der Stammzellen in die ischämischen Myokardbezirke.
- Transperikardiale und transendokardiale Injektion: Die transperikardiale sowie die transendokardiale Injektion ermöglicht die Verabreichung der Stammzellen direkt in den beschädigten Bereich.
- Pharmakologische Mobilisierung der Stammzellen im peripheren Blut durch Injektionen von Zytokinen: Diese Methode ist ein nichtinvasives Verfahren und zeichnet sich durch eine hohe Sicherheit aus.
Diese und weitere Methoden werden heute im Rahmen verschiedener klinischer Studien extensiv untersucht.
Zahlreiche tierexperimentelle Studien lassen Rückschlüsse darüber machen, dass nach einem akuten Myokardinfarkt die Verabreichung von Stammzellen aus dem Knochenmark oder von im Blut zirkulierenden Progenitorzellen (EPC) helfen kann, die Funktion des linken Ventrikels zu verbessern.