Al­ler­gie

Allergie
Allergie

Wenn der Körper auf bestimmte Stoffe oder Umwelteinflüsse überreagiert, spricht man von einer Allergie. Zu den verbreitetsten Allergien zählen die Pollenallergie (Heuschnupfen), Hausstauballergie und Sonnenallergie. Typische Symptome sind Niesattacken, Schnupfen, brennende, juckende und tränende Augen, geschwollene Schleimhäute, Juckreiz sowie in manchen Fällen Atemnot. Auch Quaddeln und Hautekzeme können auf eine allergische Reaktion hinweisen. Viele Patienten neigen auch zu trockener Haut, die in manchen Fällen zu Neurodermitis (atopisches Ekzem) führen kann. Im schlimmsten Fall kommt es zu einem allergischen Schock, der zu einem Atem- und Kreislaufstillstand führen kann.


Ursache und Beschreibung

Das Immunsystem dient dem Körper dazu, Krankheitserreger und Schädlinge abzuwehren und ihn so zu schützen. Nimmt der Körper eine fremde Substanz über den Magen-Darm-Trakt, die Nase oder die Haut auf, prüft das Immunsystem, ob es sich um einen Krankheitserreger handelt.

Bei manchen Menschen werden jedoch auch harmlose Eindringlinge, wie zum Beispiel Bestandteile von Nahrungsmitteln oder Blütenpollen, vom Immunsystem als schädlich eingestuft. Es kommt zu einer komplexen Überempfindlichkeits- und Abwehrreaktion, sodass der Körper auf die Fremdlinge in Form einer Allergie reagiert. Eine solche Reaktion des Immunsystems bezeichnen Mediziner als Sensibilisierung.

Die Gründe für eine solche Überempfindlichkeit bzw. eine Allergie sind bisher noch nicht ganz geklärt, da es sehr vielfältige Ursachen gibt, die allergische Reaktionen auslösen können. So kann zum Beispiel eine allergische Neigung auch über die Gene vererbt werden, sodass jemand wahrscheinlich empfindlicher auf bestimmte Stoffe reagieren wird, wenn er in seiner Familie Allergiker hat.

Darüber hinaus treten Allergien in den Industrieländern wesentlich häufiger auf, als in anderen Ländern, da der menschliche Körper ein gewisses Maß an Schmutz und Keimen braucht, um seine Abwehrkräfte auszubilden.
Je nachdem, auf welche Weise das Immunsystem auf einen Stoff reagiert, unterscheidet man grundsätzlich vier verschiedene Allergietypen.
 

Allergietypen

  • Typ I-Allergiker
    Rund 90 Prozent aller Allergien zählen zum Typ I. Die Allergie wird hierbei durch das Immunglobolin E (IgE) vermittelt: Das Immunsystem bildet Antikörper der Klasse IgE, um Allergen zu bekämpfen. Diese IgE-Antikörper veranlassen die Freisetzung von Histamin, sodass es zu den allergiespezifischen Symptomen kommt. Unter den Allergietyp I fallen bspw. Allergien gegen Gräser- und Baumpollen, Hausstaubmilben, Nahrungsmittel, Bienen- und Wespengift sowie gegen Tierhaare.
  • Typ II-Allergiker
    Beim Typ II-Allergiker oder auch zytotoxischer Allergier reagieren Antikörper gegen körpereigene Zellen, genau genommen gegen Bestandteile in der Oberfläche der Körperzellen. Sobald das Immunsystem diese Zellstrukturen erkennt, fängt es an, die Körperzellen zu bekämpfen. Eine derartige Reaktion des Immunsystems kann sich zum Beispiel gegen rote Blutzellen richten, wenn das Blut einer falschen Blutgruppe übertragen wurde.
  • Typ III-Allergiker
    Das menschliche Abwehrsystem kann sich auch gegen ganze Gewebsschichten oder Organe richten. Dabei lagern sich Immunkomplexe aus Allergenen und Antikörpern in Organen oder in Blutgefäßen ab und bilden dort Entzündungen. Die Gefäßentzündung Vasculitis allergica ist bspw. auf diesen Allergie-Typ zurückzuführen.
  • Typ IV-Allergiker
    Bei diesem Allergie-Typ sind allergenspezifische Immunzellen, sogenannte T-Helfer-Lymphozyten, für die Allergieentstehung verantwortlich. Typisch hierfür ist, dass beispielsweise von Nickel oder Duftstoffen ein allergisches Kontaktekzem ausgelöst wird.

Behandlung und Therapie
Prick-Test: Standard-Untersuchung, mit der vor allem Allergien vom Typ I nachweisbar sind
Prick-Test: Standard-Untersuchung, mit der vor allem Allergien vom Typ I nachweisbar sind

Eine wirkliche Heilung aller Allergien ist bisher noch nicht möglich. In vielen Fällen reicht es jedoch aus, wenn der Betroffene die jeweiligen Allergene meidet. Aber auch Medikamente wie Antihistaminika können die Symptome lindern.

In manchen Fällen, bspw. bei Heuschnupfen,  kann auch eine Sensibilisierung mit allergieauslösenden Stoffen dazu führen, die Symptome zu schwächen. Eine solche Hyposensibilisierung bzw. Desensibilisierung ist eine allergenspezifische Immuntherapie (abgekürzt SIT). Ziel dieser Therapie ist es, das Immunsystem an die allergieauslösenden Stoffe zu gewöhnen und dessen überschießende Reaktion abzuschwächen. Dabei wird den Patienten in bestimmten zeitlichen Abständen eine Allergenzubereitung in immer weiter steigender Dosis gespritzt. In manchen Fällen kann das Allergen auch in Form von Tabletten oder Tropfen eingenommen werden.

Eine Übersicht über die zum jeweiligen Allergiker-Typ passende Allergie-Impfung inklusive einer ausführlichen Fachärzte-Liste bietet das Magazin „Focus“ in einer Spezialausgabe vom November 2011.

Dort beschreibt der HNO-Arzt und Professor für Allergologie, Ludger Klimek, dass bei der sogenannten spezifischen Immuntherapie (SIT) 90 von 100 Heuschnupfenpatienten in den Jahren nach Therapiebeginn deutlich weniger Symptome. Im Herbst sei die beste Jahreszeit für eine Desensibilisierung, da die Luft dann frei von Pollen ist. Ulrich Wahn von der Charité in Berlin macht überdies deutlich, dass eine solche Impfung jedes dritte Kind vor Neurodermitis schützen kann.

Gerade bei der Immuntherapie ist der richtige Wirkstoff in der richtigen Dosis entscheidend, um zu einem positiven Ergebnis zu kommen. Im Paul-Ehrlich-Institut (PEI) werden deshalb etwa 1700 Allergenprodukte regelmäßig geprüft und erhalten eine Zulassungsnummer. Nur diese Tests des Bundesinstituts garantieren die richtige Allergenzusammensetzung, sagt Dr. Stefan Vieths, der Leiter der Abteilung Allergologie des Paul-Ehrlich-Instituts.