Un­frucht­bar­keit

Diagnose: Unfruchtbarkeit
Diagnose: Unfruchtbarkeit

Unfruchtbarkeit bezeichnet die Unfähigkeit, sich fortzupflanzen. Die Gründe für eine ungewollte Kinderlosigkeit liegen etwa gleich häufig bei Männern und Frauen. Bei Unfruchtbarkeit wird zwischen Sterilität und Infertilität unterschieden. Sterilität bezeichnet zum einen die Empfängnisunfähigkeit von Frauen und zum anderen die Zeugungsunfähigkeit von Männern. Von einer Sterilität ist auszugehen, wenn es bei einem Paar innerhalb eines Jahres trotz ungeschütztem Geschlechtsverkehr nicht zur Schwangerschaft kommt. Infertilität liegt vor, wenn eine Frau zwar ein Kind empfangen, aber nicht austragen kann.


Unfruchtbarkeit bei der Frau

Folgende Gründe können zu einer Unfruchtbarkeit bei der Frau führen:

  • Hormonstörungen, dazu zählen bspw. hormonelle Funktionsstörungen der Eierstöcke, zu wenig oder keine Eizellenreifung oder aber ein Ausbleiben des Eisprungs
  • Geschädigte Eierstöcke und Eileiter, zum Beispiel aufgrund von Verwachsungen oder einer Unbeweglichkeit, was den Transport der Eizellen vom Eierstock zur Gebärmutter erschwert oder verhindert
  • Eierstock- oder Eileiterentzündungen
  • Gutartige Tumoren in der Gebärmutter (Myome) oder wiederholt auftretende Zysten (Eierstockzysten)
  • Endometriose (Absiedelung von Gebärmutterschleimhaut)
  • Uterus myomatosus (Muskelknoten in der Gebärmutter)
  • Polycystisches Ovarsyndrom (PCO), eine endokrinologische Erkrankung, die hauptsächlich bei Frauen mit starkem Übergewicht oder Fettleibigkeit (Adipositas) vorkommt
  • Gebärmutterschleimhaut ist nicht ausreichend auf die Einnistung einer befruchteten Eizelle vorbereitet, bspw. wenn die die Beschaffenheit des Zervixschleims (Zervix = Gebärmutterhals) so verändert ist, dass die Spermien nicht in die Gebärmutter aufsteigen können
  • Immunologische Sterilität: Bei manchen Frauen attackiert das Immunsystem die eigenen Eizellen, da es sie als gefährliche Fremdkörper ansieht und Antikörper bildet
  • Störungen der Schilddrüsenfunktion: Hyper- oder Hypothyreose kann die Eizellreifung beeinträchtigen oder unfruchtbar machen.

Unfruchtbarkeit beim Mann

Meist sind Männer zeugungsunfähig, weil die Bildung normaler, gut beweglicher Samenzellen (Spermien) eingeschränkt ist. Des Weiteren kann die Unfruchtbarkeit beim Mann dadurch bedingt sein, dass die Samenwege verengt sind. Das bedeutet, dass die Hoden zwar genügend Samenzellen bilden, ihr Weg durch die Samenleiter oder Nebenhodengänge jedoch versperrt ist. Dies kann beispielsweise aufgrund  entzündlich bedingter Verklebungen der Samenleiter der Fall sein.

Auch ein Hodenhochstand im frühen Kindesalter (maldescensus testis), unterentwickelte Hoden (Hodenhypoplasie) oder angeborene Fehlbildungen des Hodens können beim Mann zur Unfruchtbarkeit bzw. Sterilität führen – ebenso wie Krampfadern an den Hoden, Hodenverletzungen oder Nebenhodenentzündungen (Epidiymitis). Darüber hinaus können Prostataentzündungen (Prostatitis) sowie Harnröhrenentzündungen (Urethritis) eine Unfruchtbarkeit beim Mann bedingen.


Behandlung und Therapie
In-Vitro-Fertilisation (IVF)
In-Vitro-Fertilisation (IVF)

Sind hormonelle Störungen die Ursache für  eine Infertilität oder Sterilität, so wird bei der Wahl der Therapieform auf eine Hormonbehandlung zurückgegriffen. Wenn verklebte Eileiter oder Samenleiter für die Unfruchtbarkeit verantwortlich sind, kann möglicherweise eine Operation diese Ursache beheben.

Oftmals kommt bei der Therapie von Unfruchtbarkeit jedoch eine künstliche Befruchtung infrage. Hierbei gibt es verschiedene Verfahren:

  • Heterologe Insemination
    Eine heterologene Insemination wird durchgeführt, wenn der Mann zeugungsunfähig ist. Dabei werden die Samen eines zeugungsfähigen Mannes künstlich entweder in den Gebärmutterhals, die Gebärmutter oder die Eileiter eingeführt. Das Kind ist dann nicht das leibliche Kind des Mannes.
  • Gamete Intrafallopian Transfer (GIFT)
    Hierbei wird zunächst die Eizellenreifung bei der Frau vor der Behandlung hormonell angeregt. Mithilfe einer Punktion werden Eizellen dann aus dem Eierstock der Frau entnommen. Zusammen mit den Samenzellen werden diese Eizellen dann mithilfe eines dünnen Katheters durch den Muttermund oder über die Bauchdecke  in den Eileiter gespült. Die Samenzellen können dann die Eizellen im Körper der Frau befruchten.
  • In-Vitro-Fertilisation (IVF)
    In-Vitro-Fertilisation bedeutet so viel wie Befruchtung im Glas. Unter Ultraschallkontrolle werden der Frau durch die Scheide einige Eizellen entnommen, um sie außerhalb ihres Körpers mit dem Samen des Mannes befruchten zu lassen. Einige Tage später wird das befruchtete Ei in die Gebärmutter der Frau eingepflanzt. In Deutschland ist inzwischen jedes 80. geborene Kind durch diese Form der künstlichen Befruchtung entstanden.
  • In-Vitro-Maturation (IVM)
    Bei dieser Technik werden unreife Zellen aus den Eierstöcken der Frau entnommen. Die Reifung der Eizellen erfolgt dann im Reagenzglas, also außerhalb des Körpers der Frau, durch Zugabe der beiden natürlichen Hormone FSH und HCG. Danach werden sie mit den Samenzellen des Mannes befruchtet und schließlich in die Gebärmutter der Frau eingesetzt. Diese Art der Befruchtung ist sinnvoll, wenn beispielsweise die Frau aufgrund einer Krebserkrankung Medikamente einnehmen muss, welche die Krebszellen abtöten und die Vermehrung von Zellen hemmen.
  • Intra-Cytoplastische-Spermien-Injektion (ICSI oder Mikroinsemination)
    Bei der Intra-Cytoplastische-Spermien-Injektion oder Mikroinsemination werden der Frau durch die Scheide Eizellen entnommen, die anschließend künstlich mit den Samenzellen befruchtet werden. Hierfür wird jede Samenzelle mithilfe einer Mikropipette direkt ins Zytoplasma der Eizelle gespritzt. Nach zwei Tagen bekommt die Frau die befruchteten Zellen in die Gebärmutter eingepflanzt. Diese Behandlungsform wird eingesetzt, wenn bspw. die Samenzellen des Mannes in ihrer Menge oder Beweglichkeit eingeschränkt sind. Die ICSI führt in etwa 40 Prozent der Fälle zum Erfolg.