Kombinierte Protonen- und Schwerionentherapie

Das Heidelberger Ionenstrahl-Therapiezentrum (HIT) betreibt als erste Klinik in Europa eine Anlage zur kombinierten Protonen- und Schwerionenbestrahlung. Mit ihr können Krebspatienten mit Protonen sowie mit verschiedenen Schwerionen (Wasserstoff-, Helium- sowie Sauerstoff- und Kohlenstoffionen) behandelt werden.


Im Zentrum werden laufend vergleichende klinische Studien durchgeführt. In diesen wird untersucht, welche Turmore mit welcher Bestrahlung am effektivsten bekämpft werden können – ob mit Protonen, verschiedenen Schwerionen (Sauerstoff-, Kohlenstoffschwerionen oder Heliumione) oder der herkömmlichen Photonenbestrahlung. Mit diesen Ergebnissen wollen die Mediziner am Heidelberger HIT in Zukunft für jeden Tumorpatienten eine indiviuell zugeschnittene Therapie entwickeln um die jeweiligen Heilungschancen zu optimieren. 


Anlage

Es werden grundsätzlich zwei Arten von Ionen unterschieden: leichte Ionen, oder Protonen, die positiv geladene Partikeln und Kerne von Wasserstoff-Atomen darstellen, und Schwerionen, zu denen z.B. Helium-, Kohlenstoff- oder Sauerstoffionen gehören. Je schwerer die Ionen sind, desto größer ist ihre zerstörende Kraft.

Die Bestrahlungsanlage gleicht der Größe nach einem Fußballfeld – sie ist 25 Meter lang und 13 Meter. Von der Ionenquelle werden die erzeugten Strahlen zunächst in einen Ringbeschleuniger von 20 Meter Durchmesser gelenkt. Dort zirkulieren die Ionen auf einer Kreisbahn, bis sie auf rund 75% der Lichtgeschwindigkeit beschleunigt werden. Erst danach werden sie von großen Magneten über Vakuumröhren in den Behandlungsraum gelenkt.

Die Bestrahlungsquelle, die Gantry, wiegt gut 670 Tonnen und arbeitet sehr präzise: die Strahlen gehen bis zu 30 Zentimeter ins betroffene Gewebe und weichen vom Zielbereich höchstens einen Millimeter ab. Sie erlaubt auch, sogar tief liegende Geschwülste aus verschiedenen Winkeln mit Schwerionen zu erreichen. Diese Technologie der Spitzenklasse macht das HIT und seine Behandlungsmethoden einzigartig in Europa.


Behandlungsschwerpunkte

Die Heidelberger Spezialisten rechnen damit, dass im Laufe der nächsten zwei Jahre das Kapazitätsmaximum der Anlage erreicht werden kann, das bei jährlich ca. 1.300 Behandlungen mit Protonen oder Schwerionentherapie liegt. Die bisherigen Studien lassen darauf schließen, dass zwischen fünf und zehn Prozent aller Krebspatienten von einer solchen Behandlung profitieren können. 

Die Zielgruppe sind dabei zum einen Patienten bei denen die herkömmliche Photonentherapie mit Röntgen- oder Gammabestrahlung nicht oder nur schlecht wirkt und deren Tumor trotz Bestrahlung weiter wächst, zum anderen kann die neue Therapie gerade Krebs, der tief im Körper liegt oder von extrem strahlenempfindlichem gesunden Gewebe umgeben sind (Auge, Hirnstamm oder Darm) exakt behandelt. Während bei der konventionellen Strahlentherapie die Patienten mit elektromagnetischen Strahlen bestrahlt werden, die nicht nur den Tumor, sondern auch das benachbarte Gewebe beschädigen, wirken die kleinen Partikel der Ionenstrahlung direkt im Geschwür. Die Ionenstrahlung erlaubt daher eine viel exaktere Behandlung des Tumorgewebes. Dank einer technischen Ausstattung der Spitzenklasse und der stetigen Weiterentwicklung in klinischen Studien soll diese sehr wirksame Protonen- und Schwerionenstrahlung die Krebsbehandlung stark verbessern.