Frühe Diagnose statt eines Herzinfarkts
Bei gut zwei Dritteln der Patienten können Herzkreislauferkrankungen bereits vor dem Gefäßverschluss erkannt und damit ein Herzinfarkt oder Schlaganfall vermieden werden, so zeigen die Ergebnisse einer jüngst veröffentlichten Studie des University College in London. Gerade weil diese Quote so hoch ist, sollten auch andere kardiovaskuläre Erkrankungen wie Herzinsuffizienz, Angina pectoris oder Aneurysmen im Rahmen der Primärprävention stärker beachtet werden. So können, so die Medizinier, die Ursachen von Gefäßverschlüsse noch umfassender erkannt und gezielt behandelt werden.
Die groß angelegte Studie, für die die Mediziner die Daten von zwei Millionen Briten im Alter von über 30 Jahren, die zwischen 1997 und 2010 das erste Mal kardiovaskulär erkrankten, analysiert haben, liefert in erster Linie ein positives Ergebnis: Rund zwei Drittel der Gefäßverschlüsse können durch gute Erstdiagnosen verhindert werden. Gerade diese guten Ergebnisse sollten auch in der Prävention von anderen kardiovaskulären Erkrankungen wie Herzinsuffizienz, Angina pectoris oder Aneurysma Ansporn sein.
Denn eine frühe Diagnose, so zeigt auch die Analyse erhöht die Heilungschancen um ein Vielfaches. Heutzutage gibt es viele sehr gute Möglichkeiten in der Herzdiagnostik.
Anamnese
Jede Diagnose beginnt mit der genauen Analyse der medizinischen Vorgeschichte. Dabei werden Symptome und Risikofaktoren (Bluthochdruck, Rauchen, Stress, Herzkrankheiten in der Familie) systematisch abgefragt.
Elektrokardiogramm (EKG)
Das EKG zeigt die Herzstromkurve und kann so bereits vereinzelte Störungen der Herzaktionen aufzeigen. Häufige Untersuchungsmethoden sind hier das Belastungs- oder das Langzeit-EKG.
Echokardiografie (Herz-Echo)
Die Funktionen des Herzens werden hierbei mit Hilfe einer Ultraschall-Untersuchung geprüft. Dabei können die Herzensstruktur und der Blutfluss aufgezeichnet und analysiert werden. Bei Bedarf kann ein Stress-Echo durchgeführt werden.
Herz-Szintigrafie
Eine nuklearmedizinische Herz-Untersuchung (mit dem schwach radioaktiven Thallium-Isotop) wird in besonderen Fällen genutzt, um Durchblutungsstörungen zu erkennen.
Die Koronar-Angiografie
Eine Katheteruntersuchung (ohne oder mit einem Kontrastmittel) ermöglicht die Beobachtung von Herzkranzgefäßen und hilft dabei, Engstellen in Gefäßen festzustellen.
Gefäß-Ultraschall
Die Gefäß-Ultraschall-Untersuchung zeigt genau, wo die Verengungen sich befinden und ob es in der Gefäßwand Kalkablagerungen (Arteriosklerose) gibt.
Computertomografie des Herzens (Herz-CT)
Erste Veränderungen in der Gefäßwand kann man besonders gut mit dem Herz-CT feststellen.
Magnetresonanztomografie (MRT)
Mittels der Magnetresonanztomografie kann man die Durchblutungsfunktionen bestimmen und die Vitalität des Herzmuskels analysieren.
Bei der Diagnose der Herzerkrankungen spielt das Alter eine wichtige Rolle - so ist sind bei Patienten über 65 Jahre Herzkreislaufkrankheiten die Todesursache Nummer eins.
Ältere Patienten leiden häufig an mehreren Erkrankungen, in vielen Fällen liegen auch mehrere kardiovaskuläre Probleme vor. Das erschwert eine eindeutige Diagnose. Aus diesem Grund ist die Forschung stets auf der Suche nach neuen Parameter, um biologischer Prozesse und entwicklungen nachzuvollziehen, den sog. Biomarkern.
Bereits 1990 hat Prof. Hugo Katus an der Kardiologie des Uniklinikums Heidelberg einen neuen Test zur Diagnose des Herzinfarkts eingeführt. Darin wies er nach, dass das Eiweiß Troponin T auf Schäden am Herzmuskel hindeuten kann. Ein Ergebnis, das auch bei sonst vermeintlich untypischen Beschwerden einen Herzinfarkt andeuten kann und so eine rechtzeitige Behandlung des Patienten ermöglicht.
2010 haben Heidelberger Kardiologen nachgewiesen, dass bestimmte microRNAs im Blut einen Infarkt und sogar seine Schwere sehr früh anzeigen können. Aktuell wird nach typischen Molekülen für andere Herzkrankheiten geforscht.
Heutzutage bietet die Medizin zahlreiche diagnostische Möglichkeiten an. Gerade auf dem Gebiet der kardiovaskulären Erkrankungen können Präventionsmaßnahmen und regelmäßige Untersuchungen vor vielen Erkrankungen schützen.