Ar­te­rii­tis cra­nia­lis

Angiografie hilft bei der Diagnosestellung.
Angiografie hilft bei der Diagnosestellung.

Die Arteriitis cranialis, auch als Arteriitis temporalis oder nach ihrem Entdecker als Morbus Horton bezeichnet, ist eine rheumatische Gefäßerkrankung. Es handelt sich dabei um eine entzündliche Erkrankung der Arterienwände. Meist sind die großen und mittleren Arterien des Kopfes, vor allem die der Schläfe oder Gefäßabzweigungen der Halsschlagader, betroffen. Unbehandelt beeinträchtigt die Krankheit das Sehvermögen. Eine rechtzeitige Behandlung der Arteriitis cranialis ist deshalb entscheidend, um dauerhafte Gewebeschäden und einen Verlust der Sehkraft zu verhindern.


Ursache und Beschreibung

Die Arteriitis cranialis zählt zu den Autoimmunerkrankungen, die genetischen Ursprungs sind und bei der das Immunsystem fehlerhaft arbeitet. In den betroffenen Gefäßen sammeln sich bestimmte Zellen der Immunabwehr (Granulozyten und Lymphozyten) an und lösen eine chronische Entzündung aus.
Unter dem Mikroskop kann man bei einer Arteriitis cranialis besonders große Zellen, sogenannte Riesenzellen, erkennen, weshalb die Krankheit manchmal auch Riesenzellarteriitis genannt wird.
Bei ungefähr jedem fünften Patienten betrifft Arteriitis cranialis die Hauptschlagader. Die Gefäßabzweigungen der Halsschlagader versorgen die Schläfenregion (lat. temporal), den Hinterkopf und die Augen mit Blut. Die Erkrankung führt dazu, dass sich Zellen in den Gefäßwand vermehren und schließlich das betroffene Gefäß verengen.

Genaue Ursachen für den Ausbruch der Krankheit wurden noch nicht gefunden, womöglich kann sie aber auch durch Infektionen mit Viren (Windpocken, Ringelröteln) oder Bakterien (Mycoplasma pneumoniae, Chlamydien) ausgelöst werden.
Da nicht alle Menschen mit derartigen Infektionskrankheiten eine Arteriitis cranialis entwickeln, gibt es vermutlich eine genetische Anfälligkeit.


Symptome einer Arteriitis cranialis

Fast alle Patienten mit einer Arteriitis cranialis haben besonders starke, stechende oder bohrende Kopfschmerzen, meist auf einer der Schläfenseiten. Viele haben schon lange vor den ersten Kopfschmerzen allgemeine Krankheitssymptome, die die Augen, das Herz, den Kreislauf oder das Nervensystem betreffen.
Die Kopfschmerzen verstärken sich, wenn Betroffene kauen, husten oder den Kopf drehen. Das liegt daran, dass eine Arterie betroffen ist, die die Kaumuskulatur mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt. Wenn diese Zufuhr beeinträchtigt ist, kommt es zu Schmerzen in dem betroffenen Bereich.
Betrifft die Arteriitis cranialis Gefäße am Auge, weil der Sehnerv nicht mehr ausreichend mit Blut versorgt werden kann, so kommt es zu Sehstörungen. Dazu zählen flüchtige Sehaussetzer, bei denen Betroffene auf einem Auge plötzlich vorübergehend nichts mehr sehen oder Seheindrücke als flimmernde Bilder wahrnehmen.

Werden die Augenmuskeln mit zu wenig Blut versorgt, können außerdem Doppelbilder, ein Schmerz bei der Blickwendung oder ein hängendes Augenlid vorkommen. Im schlimmsten Fall erblinden Betroffene aufgrund von Ateriitis cranialis.


Diagnose und Behandlung

Bei Verdacht auf eine Arteriitis cranialis ist ein Facharzt für rheumatische Erkrankungen (Rheumatologe) oder für Nervenkrankheiten (Neurologe) der richtige Ansprechpartner.

Eine Arteriitis cranialis ist schwierig zu diagnostizieren, weshalb zunächst andere Krankheiten ausgeschlossen werden müssen. Die anschließende Diagnose erfolgt meist auf Basis einer umfangreichen Anamnese mit körperlicher Untersuchung sowie anhand von Labortests und bildgebenden Verfahren.

Bei den bildgebenden Verfahren kommen meist eine Angiographie, Ultraschall oder Magnetresonanztomographie (MRT, Kernspin) der Schläfenarterien zum Einsatz. Eine durch die Arteriitis cranialis hervorgerufene Einschränkung der Blutversorgung kann mit einer Positronenemissionstomographie (PET) noch genauer untersucht werden.
Nachdem eine Arteriitis cranialis diagnostiziert wurde, sollte der Betroffene sofort mit einem Kortisonpräparat ( aus der Gruppe der Kortikosteroide), beispielsweise Prednisolon, behandelt werden. Kortikosteroide sind stark entzündungshemmende Medikamente. Insbesondere bei hohen Dosierungen kann eine langfristige Einnahme daher Nebenwirkungen verursachen. Dazu zählen unter anderen Gewichtszunahme, ein erhöhter Blutzuckerspiegel sowie ein geschwächtes Immunsystem.
Falls die Beschwerden durch die Therapie verschwunden sind und sich die Entzündungswerte im Blut normalisiert haben, kann die Dosis kontinuierlich reduziert werden.